Speaker(s):
Christian A. Schwarz
Location:
University of Wisconsin–Madison, Memorial Union
Co-sponsor(s):
Gesellschaft für deutsche Sprache, UW-Madison Department of German
Description:
This Lecture will be held in German
Südtirol wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1919 von Österreich an Italien abgetreten, wodurch die mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung dieser Region von einem Tag auf den anderen zu einer Sprachminderheit innerhalb des italienischen Staates wurde. Die weitere Geschichte der deutschen Sprachgruppe im 20. Jahrhundert war außerordentlich bewegt, mit zunächst traumatischen Entwicklungen zur Zeit des Faschismus. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbesserte sich die Situation und führte schließlich zur völligen Gleichberechtigung von deutscher und italienischer Sprache innerhalb Südtirols.
Im ersten Teil des Vortrags wird auf die oben skizzierten geschichtlichen Entwicklungen der deutschsprachigen Minderheit in Südtirol eingegangen, wobei besonders sprachpolitische und soziolinguistische Aspekte hervorgehoben werden sollen.
Im zweiten Teil wird die gegenwärtige linguistische Situation der deutschsprachigen Bevölkerung beschrieben, die besonders durch ihre Einbindung in ein komplexes Geflecht verschiedener Sprachen und Varietäten geprägt ist. So wird im Alltag von den deutschsprachigen Südtirolern ein südbairischer Dialekt gesprochen, während sie in formalen Situationen die Standardsprache verwenden. Daneben beherrschen praktisch alle deutschsprachigen Südtiroler die italienische Sprache. Als weitere Kontaktsprache kommt das Ladinische hinzu, ein altes Substrat, das in zwei Tälern Südtirols gesprochen wird. Dieser “Mix” macht Südtirol zu einem einzigartigen linguistischen Laboratorium, das sich zur Untersuchung der verschiedensten linguistischen Fragestellungen eignet.
Dr. Christian A. Schwarz is a scholar at the Free University of Bozen – Bolzano, Italy.